Die katholische und evangelische Kirche in Deutschland verlieren seit Beginn der 1970er Jahre kontinuierlich Mitglieder. Gleichzeitig steigt der Anteil der Bevölkerung ohne Bindung an eine der beiden Kirchen. Da beide große christliche Konfessionen neben ihrer originär kirchlichen Aufgaben gemäß des im deutschen Grundgesetz vorgesehenen Subsidiaritätsprinzips zahlreiche Aufgaben anstelle des Staates übernommen haben, ist diese Entwicklung auch gesamtgesellschaftlich relevant. So betreiben die Kirchen Kindertagesstätten, Einrichtungen der Erwachsenenbildung, Krankenhäuser und Pflegeinrichtungen. Zusammen mit ihren Wohlfahrtsverbänden Caritas und Diakonie sind sie die größten Arbeitgeber Deutschlands.

Kirchliche Haupteinnahmequelle ist die Kirchensteuer. Sie wird als Zuschlag zur Einkommensteuer berechnet. Daher ist die Entwicklung des Kirchensteueraufkommens stark mit der staatlichen Steuerentwicklung verbunden. Erklärungsansätze für differierende Entwicklungspfade von staatlicher Einkommensteuer und Kirchensteuer bieten sowohl die Mitgliederstruktur und -entwicklung als auch eine von der Gesamtbevölkerung abweichende Altersschichtung der steuerzahlenden Kirchenmitglieder. Änderungen im Einkommensteuerrecht können zudem Einkommen- und Kirchensteuer unterschiedlich stark beeinflussen.

In einem ökumenischen Forschungsprojekt erstellt das FZG erstmals eine koordinierte Mitglieder- und Kirchensteuervorausberechnung für die evangelische und katholische Kirche in Deutschland. Für jede der 20 evangelischen Landeskirchen und 27 römisch-katholischen (Erz-)Diözesen in Deutschland wird ermittelt, wie sich Kirchenmitgliedschaftszahlen und Kirchensteueraufkommen langfristig entwickeln werden. Dabei wird insbesondere zwischen natürlichen Determinanten der Mitgliederentwicklung, die mit dem demografischen Wandel verbunden sind, und kirchenspezifischen Einflüssen, also Tauf-, Austritts- und Aufnahmeverhalten, unterschieden. Das FZG quantifiziert mittels eines Mikrosimulationsmodells auch wie aktuelle Reformvorschläge das Kirchensteueraufkommen beeinflussen.

Mit dem Buch #projektion 2060 – Die Freiburger Studie zu Kirchenmitgliedschaft und Kirchensteuer. Analysen – Chancen – Visionen sind nunmehr die wissenschaftlichen Grundlagen und detaillierten Ergebnisse der langfristigen Projektion der Kirchenmitglieder und des Kirchensteueraufkommens erschienen. Dabei zeigen die Verfasser mögliche Konsequenzen für die kirchliche Arbeit und bisher ergriffene kirchliche Reaktionen auf.

Weitere Informationen sowie auch den Link zu einer Leseprobe finden Sie hier.

Darüber hinaus kooperiert das FZG in diesem Forschungsbereich mit anderen wissenschaftlichen Institutionen, wie beispielsweise der Universität Siegen (Prof. Dr. Ulrich Riegel), der CVJM-Hochschule (Prof. Dr. Tobias Faix) und der EH Ludwigsburg (Prof. Dr. Wolfgang Ilg).

Research Affiliates: Dr. David Gutmann, Dr. Fabian Peters

Publikationen aus dem Forschungsbereich Kirchenmitgliedschaft und Kirchensteuer